Im Herbst 1958 beginnt eine kleine Mannschaft von Mechanikern mit dem Bau eines Prototypen. Alle Teile werden von Hand gefertigt. Die Konstruktion stammt von dem jungen Mechanikermeister Oskar Mildner. Er nennt die Alpina-Rechenmaschine aber nicht Erfindung sonder bescheiden „eine bestenfalls geschickte Konstruktion“.
Auf der Hannover-Messe 1959 wird der Prototyp einem kleinen Kreis von Werksbeauftragten und Importeuren vorgestellt. Auf Grund der positiven Resonanz werden in den nächsten Monaten die Werkzeuge für die Serienfertigung hergestellt. Im nächsten Jahr werden die ersten 10 Exemplare der Nullserie einem erweiterten Kreis vorgestellt. Es kommt zu guten Abschlüssen: Die Serienfertigung darf starten.
Man erhofft sich gegen die Curta gute Absatzchancen, da die Alpina doch in einigen Punkten überlegen ist:
- Statt der kreisförmigen Anordnung von Einstellern und Anzeigen ist bei der Alpina alles linear angeordnet.
Man kann Einstellungen und Ergebnisse besser ablesen.
- Die Vorbereitungen für die Subtraktion (Kurbel ziehen und Umschaltung des Zählwerks) entfallen.
- Die Alpina kann in einen Sockel eingesetzt und auch stationär benutzt werden.
- Die Bedienung mit einer Hand ist möglich.
Dann kommen die ersten Alpinas aus der Serienfertigung – und funktionieren nicht! Was ist geschehen?
Die ersten Prototypen waren weitgehend von Hand gefertigt und funktionierten einwandfrei. In der Serienproduktion arbeitete man aber mit den Mitteln und Erfahrungen aus der Schreibmaschinen-Fabrikation. Raue Stanzteile mit Graten machten bei der Schreibmaschine keine Probleme: Jeder Typenhebel arbeitet hier unabhängig.
In der Rechenmaschine greifen aber all die filigranen Stanzteile eng ineinander. Hier kommt es nun zu den Problemen: Die Alpina ist schwergängig, hakt und klemmt.
Die geweckten Erwartungen können nicht erfüllt werden: Großaufträge werden storniert. Die erste Chance, gegen die Curta zu konkurrieren, war vertan.
Es dauert mehrere Monate, bis zusammen mit einer Fremdfirma ein spezielles Schleif- und Polierverfahren entwickelt werden kann
1961 beginnt nun endlich die Serienfertigung mit der Nummer 1000. Eine Zeitlang wird noch der Buchstabe V (für Versuchsmuster) vorangestellt.
Die Maschine wird nun endlich einer breiten Öffentlichkeit vorgeführt. Noch im gleichen Jahr wird sie als »formschönes Industrieerzeugnis« prämiert. Täglich werden etwa 40 Maschinen produziert. Nach 10 Monaten hat man über 4000 Maschinen hergestellt, die sich aber kaum verkaufen lassen.
Dr. Bovensiepen verspricht sich keinen Erfolg mehr. So wird bereits Ende 1961 die Produktion wieder eingestellt. Man versucht nun mit allen Mitteln, die auf Halde liegenden Maschinen zu verkaufen. Man sucht neue Käuferschichten, versucht es über verschiedene Vertriebskanäle.
Pro 10 Maschinen gibt es für Werbezwecke eine Maschine gratis. Verkäufer erhalten 1 DM Prämie pro verkaufter Maschine. Aber alles vergebens. Gegen die Curta kann man sich nicht durchsetzen. Sie ist bereits seit mehr als 10 Jahren auf dem Markt und hat einen hervorragenden Ruf. Heute würde man wohl sagen, sie hatte bereits Kult-Status.
Mildner hatte 1963 die Firma resigniert verlassen und kommt nun zurück, um in Eigenregie – nach siebenjähriger Pause – nochmals ca. 1600 Maschinen zu montieren. Bei Seriennummer 6840 ist dann endgültig Schluss. Einige Exemplare werden später für Sammler aus Ersatzteilen hergestellt. Sie haben keine Seriennummer.
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